Erfahrungsaustausch über Zwei-/Mehrsprachigkeit
Die Veranstaltung beginnt mit einer Vorstellungsrunde. Danach schauen wir uns einen Dokumentarfilm an. Er stellt eine Reihe von Beispielen für bilinguale Spracherziehung in Kindergärten und Schulen vor, beschäftigt sich mit wissen-schaftlichen Erkenntnissen über das Erlernen zweier oder mehrerer Sprache, setzt sich mit den unterschiedlichen Meinungen zum Thema auseinander.
Die Fülle der Informationen ist zu groß, um sie hier komplett wiederzugeben.
Im Anschluss des Filmes werden ein paar Informationen zusammengefasst – Grundlage ist der Aufsatz "Mehrsprachigkeit durch bilinguale Kindergärten" erschienen am Zentrum für Mehrsprachigkeit und Sprachkontakt der Universität Kiel von Henning Wode, Vorsitzender des Vereins für frühe Mehrsprachigkeit in Kindergartenein-richtungen und Schulen e.V.
Wode sagt, die Einrichtung bilingualer Kindergärten kann aus vielfältigen Gründen empfohlen werden:
Deutsch wird besser als Türkisch gelernt d.h. die türkisch-sprachigen Kinder lernen mehr Deutsch als umgekehrt, obwohl in der Kita mehr Türkisch als Deutsch gesprochen wird und die Kita in Kreuzberg liegt, wo Türkisch dominiert.
Die Kinder haben offenbar schon vor der Einschulung ein Gespür dafür, dass nicht Türkisch die Mehrheitssprache in Berlin / Deutschland ist – die Dominanzver-hältnisse spielen schon früh eine Rolle im Sprachverhalten von Kindern.
Die dominante Sprache der Kinder spielt für sie eine entscheidende Rolle. Enttäuschungen bei bilingualen Kindergärten sind vorprogrammiert, wenn die Bedeutung der dominanten Sprache der Kinder (Anmerkung: die dominante Sprache der Kinder ist nicht die dominante Sprache der Umgebung) verkannt wird oder wenn verhindert wird, dass sie ihre Funktion im Sozialisierungsprozess insbesondere für die kognitive Entwicklung nicht oder nicht vollständig erfüllen kann.
Bei monolingualen Kindern taucht dieses Problem nicht auf. Bei mehrsprachigen Kindern taucht dieses Problem auf, wenn die dominante Sprache nicht die Schulsprache ist. Bei Minoritätenkindern wirkt sich zusätzlich erschwerend aus, wenn ihre dominante Herkunftssprache ein geringeres Prestige als die Majoritätensprache genießt und die tägliche Verwendung eingeschränkt ist. Die Lernerfolge für die schwächere bzw. Zweitsprache ist in bestimmten Fällen größer, wenn zunächst die stärkere bzw. Muttersprache gefördert wird.
Sprache und Sprachenlernen hängen eng zusammen mit der kulturellen Identität. Sprache ist ein entscheidendes Merkmal der kulturellen Identität einer Gemeinschaft. Das findet seinen Niederschlag beim Sprachenlernen: Minoritätensprecher tun sich oft schwer, die Sprache der Majorität zu lernen, wenn sie fürchten, dadurch ihre eigene kulturelle Identität preiszugeben.
Einerseits ist das Ansehen des Deutschen nicht bei allen Familienmitgliedern gleich hoch, da es oft als Bedrohung der Herkunftssprache gesehen wird. Andererseits wird eine strenge Einordnung in die Herkunftskultur und -sprache als Behinderung im Umgang mit Kultur und Verhaltensweisen der deutschsprachigen Altersgenossen empfunden.
Die Zuwendung zu der einen oder der anderen Sprache ist gleichermaßen problematisch. Weder Deutsch noch Herkunftssprache entwickeln sich altersgemäß, folglich auch nicht die kognitive Entwicklung der Kinder.
Es scheint, dass Kindergärten für Migran-tenkinder sehr sorgsam im Hinblick auf die sprachlichen, kognitiven und sozio-kulturellen Voraussetzungen geplant werden müssen.
Danach erzählen die Eltern von ihren Erfahrungen zum Thema Zwei- / Mehrsprachig-keit. Es ist interessant wie unterschiedlich die Kinder mit den Sprachen umgehen, unterm Strich sind die Erfahrungen der Eltern sehr positiv.